Video: Plattdeutsch auf der KN-Bühne

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Vom 23.04.2020 aus der Redaktion der Kieler Nachrichten

Seit mehr als fünf Jahren steht Britta Poggensee im Theater am Wilhelmplatz mit der Niederdeutschen Bühne Kiel im Rampenlicht. Kein Wunder, dass sie auch für die KN-Bühne einen plattdeutschen Monolog ausgewählt hat.

Von Ruth Bender

Kiel. Plattdeutsch schnacken, sagt Britta Poggensee, das sei für sie ganz normal. „Ich bin auf und mit Platt aufgewachsen, spreche es mit meiner Familie, auch mit wenigen Freunden. Das ist einfach meine Muttersprache.“ Und die spricht sie auch im Theater am Wilhelmplatz. Seit einigen Jahren spielt die gebürtige Eiderstedterin in der Niederdeutschen Bühne Kiel, am 20. März hätte sie Premiere gehabt: De letzte Smökerin, die niederdeutsche Fassung von Mark Kuntz’ Zwei-Personen-Stück Der letzte Raucher.

Allein in der „Nichsmökersellschopp“

„Eine Herausforderung war das“, sagt sie und muss nach dem Auftritt in der KN-Kundenhalle erstmal Luft holen, „ich stand noch nie so lange am Stück auf der Bühne, und ich habe nie soviel Text gehabt.“ Sie mag den Monolog der Party-Besucherin, die zum Rauchen auf den Balkon muss – und dort von der „Nichsmökersellschopp“ schnöde vergessen wird. Auf der KN-Bühne spielt sie eine Kurzversion – quasi als Teaser; und sie hofft sehr, dass die Inszenierung von Jörg Diekneite irgendwann doch noch auf die Bühne kommt im Theater am Wilhelmplatz.

Hier können Sie das Video ansehen.

„Jo, ik smök“, gibt sie mit Glimmstängel und Bierbuddel bewaffnet auf der Empore in der Kundenhalle gelassen zu. Sie sinniert über Doris, die Freundin, mit der sie eben noch die schönsten Rauchpausen verbracht hat und die jetzt zu den militanten Nikotin-Verächtern gehört, die für Gäste nicht mal mehr einen Aschenbecher vorhalten. Und sie gibt Einblicke in den Raucheralltag, entdeckt den Rauch als Abstandshalter und grübelt über der Frage, wie weit sie 28 Zigaretten noch durch die Nacht tragen. Schwankend zwischen Komik und Tragik, Trotz und dem Frust der Übriggebliebenen lässt Poggensee das ablaufen – und mit einem Augenzwinkern in nordisch-lakonischer Haltung.

Vollbremsung für die Niederdeutsche Bühne

„Wir waren gerade in die Endproben eingestiegen, als die Absage wegen Corona kam“, sagt die 30-Jährige, die Skandinavistik studiert hat, daneben in der Pumpe hinterm Tresen stand und heute im wirklichen Leben in einer Kita-Verwaltung arbeitet. „Das war wie eine Vollbremsung.“ Auch die Arbeit erledigt sie derzeit im Homeoffice und sie ist froh, dass ihre Mischlingshündin sie in diesen Zeiten in Bewegung und bei Laune hält. „Am meisten fehlt mir, dass ich die Familie nicht besuchen, man sich nicht mal eben zu mehreren zum Spazierengehen treffen kann“, sagt sie.

Platt kann mehr als Schenkelklopfer

Viele hätten bei Plattdeutsch das Ohnsorg-Theater und Schenkelklopfer-Humor im Kopf – „aber die Sprache kann ja vielmehr“, ist Britta Poggensee überzeugt. Inszenierungen der NB Kiel wie Neunzehnachtzehn von Robert Habeck und Andrea Paluch oder Honnig in’n Kopp nach dem gleichnamigen Til-Schweiger-Film „Honig im Kopf“ stehen dafür.

Diese Ausdrucksvielfalt möchte die Nordfriesin gern weitergeben. „Das Platt ist ein Teil von mir“, sagt sie und hofft, dass die Angst das Publikum nicht zu lange vom Theaterbesuch abhält, wenn es denn irgendwann wieder losgeht auf der Bühne.

Artikel veröffentlicht: Donnerstag, 23.04.2020 in den Kieler Nachrichten
Foto: Sven Bohde/“De letzte Smökerin“ (Britta Poggensee)

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