My Name is Peggy

„My Name is Peggy“ feiert Premiere in Kiel: Geht es ums Ganze, oder um Nichts

nbkiel-admin In der Presse, Kieler Nachrichten

Der Monolog „My Name is Peggy“ feierte in der Niederdeutschen Bühne Premiere. Darstellerin Nina Willmann brillierte als Frau, deren Ansprechpartner eigentlich nur ein leerer Stuhl ist. Sie will sich treffen mit dem Amerikaner, der ihren Hund überfahren hat und erzählt dabei über sich und das Leben.

Vom 23.10.2021 aus der Redaktion der Kieler Nachrichten

VON THOMAS RICHTER

Kiel. Geht es ums Ganze oder um Nichts, ist eine der Fragen, die der großartige Monolog „My Name is Peggy“ (nddt. von Norbert Pfeiffer) des in Bremen geborenen Autors und Regisseurs Marc Becker dem Publikum in seinem Stück hinter vorgehaltener Hand stellt. Am Freitag durfte sich das Publikum im Theater am Wilhelmplatz aus sehr gutem Grund über eine überaus gelungene Premiere freuen.

Peggy behauptet in dem Stück mit dem Amerikaner verabredet zu sein, der ihren Hund überfahren hat. Er hatte ein „Sorry“ auf den Lippen, war charmant und sah gut aus. Also, warum nicht. Wegen der Kommunikation, die ja für eine Beziehung nicht unwesentlich ist, lernt sie also Englisch. Sie lernt aber auch auch viel über sich selbst. Denn das vermeintliche Date mit einem Anderen führt eigentlich in ihr eigenes Inneres. Irgendwann sagt die als Speditionskauffrau angestellte Peggy : „Es gibt nichts. Gar nichts. Es ist doch alles gar nicht real. Es stimmt doch nichts. Man kann doch immer nur so tun als ob. Man kann nur simulieren.“

Publikum kommt aus Schmunzeln kaum heraus

Regisseur Christoph Munk nimmt die Sache ernst, erkennt aber die Zwischentöne und das emotionale Durcheinander in der Figur. Dennoch kommt man aus dem Schmunzeln kaum heraus. Zu gut ist die Vorlage, die ihm der Text liefert. Nichts ist hier schwer, aber eben auch nicht sinnlos. Das hat natürlich auch Bühnenbildner Rainer Kühn erkannt, der auf der Vorbühne hinter einem geschlossenen Vorhang zwei Grünpflanzen, übereinander gestapelte Stühle, und einen Tisch mit zwei Stühlen drapiert hat. Einer davon ist gewissermaßen der wechselnde Ansprechpartner der Figur. Außerdem sitzt ein Teil des Publikums direkt auf der Bühne. Das ist nicht neu, aber ausgesprochen wirkungsvoll. Denn der Zuschauer rückt der Figur auf diese Weise buchstäblich auf die Pelle. Aber das ergibt eben auch Sinn. Denn jeder leere Stuhl erzählt eine Geschichte aus Peggys Leben, oder wie sie es sich vorstellt: Hätte sie gerne ein Date mit einem Tierpfleger, mit ihrem Chef Herrn Wenzel oder gar mit dem Briefträger? Oder eine ganz andere Vorstellung? Der Konjunktiv bleibt in diesem Stück das Fundament, das macht es eben auch so unterhaltsam und spannend.

Peggy bleibt eine große Optimistin

Und vor Darstellerin Nina Willmann kann man ohnehin nur den Hut ziehen. Von Penis-Größen oder bis zu weniger sexuell orientierten Privatproblemen ist in dem Stück eigentlich alles dabei. Und es wird auch ausgesprochen. Gut so. Willmann trägt das exzellent, immer auf den Punkt. Denn auch das ist ein großes Plus der Personenregie von Munk, dass er nie die Leichtigkeit im zuweilen komplizierten Leben der Figur auf der Bühne überinterpretiert. Bei allem ist und bleibt Peggy eine große Optimistin. Die wirft keiner so schnell vom Thron ihres eigenen Lebens. Auch wenn dieser manchmal gehörig zu wackeln drohte.

Vorstellungen: Theater am Wilhelmplatz, Do. und Fr. jeweils 20 Uhr; Sa. und So. jeweils 18 Uhr. Karten: 0431/901 901.

Artikel veröffentlicht: Samstag, 23.10.2021 in den Kieler Nachrichten.
Foto: Imke Noack


Tickets sind an allen bekannten VVK-Stellen erhältlich oder unter (0431) 901 901.

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