De Golden Anker

„De golden Anker“: Theaterspaß mit Zwischentönen

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Was tun, wenn das Fernweh schmerzt und zu Hause die Liebe lockt? Vor einer schwierigen Entscheidung steht der Protagonist von Marcel Pagnols Komödie „De golden Anker“, die in der Inszenierung von Christoph Munk am Freitag im vollbesetzten Theater am Wilhelmplatz in Kiel Premiere feierte.

vom 14.01.2023, 12:48 Uhr aus der Redaktion der Kieler Nachrichten

VON SABINE THOLUND

Kiel. Der Vorplatz einer Hafenkneipe mit Blick auf das Meer: Tisch und Stühle laden zum Verweilen ein, ein paar Meter gegenüber beim Ausschank-Luke bietet eine Fischerkate fangfrische Ware feil. Eine stimmige Atmosphäre hat Bühnenbildner Rainer Kühn geschaffen für die Komödie „De golden Anker“, die Christoph Munk an der Niederdeutschen Bühne Kiel mit Sinn für Zwischentöne in Szene gesetzt hat.

(…) Behäbig-behaglich geht es zu auf dem Platz vor der Kneipe, deren bärbeißiger Wirt mit Jörn Arens glänzend besetzt ist. Man trifft sich zum Klönschnack und tauscht sich aus über den neuesten Tratsch. Stimmt es, dass der reiche Witwer Harm Bekaan auf Freiersfüßen wandelt? Und wen hat er im Visier? Die hübsche, um Jahrzehnte jüngere Fanny, oder doch deren trinkfreudige Mutter (mit viel komischem Talent: Britta Kabus), die zumindest altersmäßig besser zu ihm passt? Natürlich hat der eloquente Segelmacher (geschmeidig: Taskin Tavas), der in seinem karierten Anzug mit Weste und schwarzer Fliege schön dandyhaft herausgeputzt ist (Herrenkostüme: Cornelia Tappe), ein Auge auf die Tochter geworfen. Doch die ist schwer verliebt in Jens, der als Sohn des Kneipenwirts den Ausschank betreibt. Und hier liegt der Hase im Pfeffer: Jens scheint unerklärlicherweise völlig immun gegen alle Avancen und Fanny versteht die Welt nicht mehr.

Jana Brehmer gelingt es, die Flirtversuche ihrer Figur im sprichwörtlichen Wink mit dem Zaunpfahl münden zu lassen, ohne die hoffnungslos Verliebte der Lächerlichkeit preiszugeben. Fabian Neumann ist ihr dabei ein wunderbar dröger Gegenpart, der die Annäherungsversuche der selbstbewussten jungen Frau mit dem Charme eines Tanzbärs abwehrt. Den Grund für seine Zurückhaltung erfährt das Publikum erst kurz vor der Pause, als Jens ihr erzählt, dass ihn das Fernweh gepackt hat und er auf große Fahrt gehen will. Anrührend ehrlich und unaufgeregt kommt dieses Geständnis daher. Entsprechend still war es auch am Freitag im Premierenpublikum, das bis zum glücklichen Ende der Geschichte allerdings noch genügend Grund zur kollektiven Heiterkeit hatte.

Lesen Sie den ganzen Artikel, veröffentlicht: Samstag, 14.01.2023 in den Kieler Nachrichten. Foto: Imke Noack

Theater am Wilhelmplatz: Termine noch bis zum 12.02.2023

Kartentelefon: 0431 – 901 901

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