Chaim un Adolf

Wenn der israelische Tourist ausgerechnet mit Adolf Schach spielen muss

nbkiel-admin In der Presse, Kieler Nachrichten

Als der Israeli Chaim und der Norddeutsche Adolf sich zum Schachspielen treffen, geht es bald um mehr als die Figuren auf dem Brett. Da wird Nazigeschichte verhandelt, aber es schlummert auch ein Familiengeheimnis. Die Inszenierung „Chaim un Adolf” hat Spannung und Humor, bemüht aber auch ein paar Klischees.

vom 18.02.2023, 14:53 Uhr aus der Redaktion der Kieler Nachrichten

VON BEATE JÄNICKE

Kiel. So stellt man sich eine gut abgehangene Kneipe vor. Der Kasten des Sparvereins hängt an der Wand, es gibt eine Musikbox und einen Tresen, der noch den Charme der 1950er-Jahre verströmt. Dahinter hantiert ein resoluter Wirt (Hans Kallsen), der nicht viele Worte macht, aber bündig die nicht sichtbare Kartenrunde im Hinterzimmer zur Räson ruft, wenn es Not tut. Die Kulisse, von Bühnenbildnerin Annedore Hedde mit viel Liebe zum Detail ausgestattet, ist der Handlungsort des Kammerspiels „Chaim un Adolf”, das am Freitag an der Niederdeutschen Bühne Kiel seine viel beklatschte Premiere auf Plattdeutsch feierte.

Kerstin Stölting hat das Stück „Chaim & Adolf” des Österreichers Stefan Vögel übersetzt. Nicht in die Berge wie im Original, sondern zum wiederholten Male an die Nordsee reist darin der Protagonist Chaim Eisenberg. Israeli mit deutschen Wurzeln, dessen Plattdeutsch auch immer besser werde, wie Wirt Martin nachdenklich anmerkt.

Ein Vorname, der spaltet

Dass das auch seinen Grund hat, wird später noch Thema werden, wenn Chaim sich mit seinem Schachpartner Adolf Petersen mehr als nur einen Schlagabtausch liefert. Denn Schach möchte Chaim unbedingt spielen, bloß wer könnte ihm ein adäquater Gegner sein? Der Wirt schlägt Bauer Adolf vor. Ausgerechnet Adolf? Ein Name, der gar nicht mehr gehe, findet Chaim befremdet. Das sei einfach nur der Name des Großvaters gewesen, so der Wirt, der an den Enkel weitergegeben werde. So sei es hier schon „jümmers” gewesen.

v. l.: Chaim (Christian Fricke), Adolf (Ulli Thode) und Wirt Martin (Hans Kallsen), Foto: Imke Noack

Das etwas schon immer so gewesen ist, ist aber gerade das, was Chaim befürchtet. Christian Fricke hält seine Figur Chaim zunächst bedeckt, wahrt ihr Geheimnis, lässt aber durchaus Empörung und Ärger herausplatzen, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Das passiert zunehmend, nachdem Bauer Adolf eingetroffen ist. Ulli Thodes Adolf kommt, in Arbeitsklamotte, direkt aus dem Stall. Er gibt sich betont schlicht und zuallererst an der Bezahlung seiner diversen Getränke interessiert. Entpuppt sich dann aber als versierter Schachspieler und gar nicht so simpel, wie der erste Anschein glauben macht.

Zug um Zug zur Wahrheit

Das Spiel auf dem Brett ist eigentlich nur die Vorlage für das Belauern der beiden ungleichen Gegner. Adolf argwöhnt, dass Chaim etwas im Schilde führt, weiß aber selbst auch mehr über die Vergangenheit der Großelterngeneration, als er zugibt. Seine Rechtfertigung, dass die es auch schwer hatten, blendet aus, dass der bäuerliche Wohlstand nicht zuletzt auch durch sieben Zwangsarbeiterinnen geschaffen wurde.

Schwere Brocken werden da Zug um Zug auf der Komödienbühne verhandelt: Schuld, Verdrängung, Wiedergutmachung. Beide Hauptdarsteller liefern sich ein emotionales Duell, bei dem auch mal die Schachfiguren fliegen. Regisseur Karl-Heinz Langer lässt aber auch Humor aufblitzen. (…)

Lesen Sie den ganzen Artikel, veröffentlicht: Samstag, 18.02.2023 in den Kieler Nachrichten. Fotos: Imke Noack

Weitere Vorstellungen:

Sa, 18.02. 18:00 Uhr, So, 19.02. 18:00 Uhr

Fr, 24.02. 20:00 Uhr, Sa, 25.02. 18:00 Uhr, So, 26.02. 18:00 Uhr

Do, 02.03. 20:00 Uhr, Fr, 03.03. 20:00 Uhr, Sa, 04.03. 18:00 Uhr, So, 05.03. 18:00 Uhr

Sa, 11.03. 18:00 Uhr, So, 12.03. 18:00 Uhr

Fr, 17.03. 20:00 Uhr, Sa, 18.03. 18:00 Uhr, So, 19.03. 18:00 Uhr

CHAIM UN ADOLF

Karten im Vorverkauf: Tel. 0431 901 901