Notlüge mit Nachspiel

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Amüsanter Klassiker „Mien Mann, de fohrt to See“ als Premiere in Kiel

Vom 30.10.2016 aus der Redaktion der Kieler Nachrichten

Kiel. Mit Kapotthut und Blumenkleidern zurück in die Fünfziger heißt das Bühnenkonzept, mit dem die Niederdeutsche Bühne Kiel in der aktuell gespielten Komödie „Mien Mann, de fohrt to See“ punktet. Das Ensemble erntete bei der Premiere am Freitag Bravorufe und schallendes Gelächter für brillant ausgespielte Szenen.

Die Atmosphäre, die der kurzfristig für Peter Schreiber eingesprungene Regisseur Jörg Diekneite im Stück webt, stimmt bis ins Detail. Dampfertuten und Möwenkreischen, sobald die Tür zum Schankraum offen steht, reichen, um das Hafenmilieu greifbar zu machen. Verqualmte Tapeten und ein dunkler Holztresen sind das Setting, in das Damen in Blümchenkleidern mit weißem Kragen und Herren mit Anzug und Hut bestens passen (Kostüme: Anita Gaffke).

Diekneite bringt die Schauspieler in der Handlung um Karl Brammer, der sich vom Bratwurstverkäufer zum Gaststättenbesitzer hochgearbeit hat, in Schwung. In der Gaststube sind Brammers zweite Frau Mary (Karen Ehlers) und die Angestellten Ulli Stichling (Britta Poggensee) und Adrian Pott (André Draack) ständig in Bewegung. Als Brammer seine Schmuggler-Vergangenheit einholt und er für drei Monate in den Knast muss, erfindet das Paar kurzerhand eine Notlüge: „Mien Mann, de fohrt to See“. Das hat Folgen, als das Schiff auf dem er angeheuert sein soll, untergeht.

Die Verwandten rücken zum Erben an, Gier statt Trauer im Blick. Wie die Aasgeier scannen Sonja Brehmer und Hans Höllwig (Mandus und Malwine Sötje), Peter Maaß und Silke Ehrich (Friedrich und Auguste Viktoria Brammer) das Gaststätteninventar und kämpfen raumgreifend und erbittert mit Damen-Catching-Methoden ums letzte Unnerhemd. – Das Quartett der heuchlerischen Erben erntet für das vitale Teamspiel mit maximalen Körpereinsatz ebenso Szenenapplaus wie die Kneipen-Dauergäste Johannes Menck und Justug Aldag (Jürgen Degenthof und Erwin Heck), die sich mit Liebeserklärungen im Dauerkniefall und beherzten Küssen beim Kampf um die Witwe als gute Partie übertrumpfen.

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