Bei Frau Holle ist tierisch was los

NB Kiel In der Presse, Kieler Nachrichten

Vom 25.11.2019 aus der Redaktion der Kieler Nachrichten

Gebrüder Grimm-Stoff als köstlich aufgepepptes Weihnachtsmärchen im Kieler Theater am Wilhelmplatz

KIEL. Ein freundlich verpeilter Hund und eine hochmütige Katze sind die heimlichen Stars des Weihnachtsmärchens im Theater am Wilhelmplatz. Der Geschichte von Frau Holle aus der Feder der Gebrüder Grimm hat Sabine Alipour in ihrer Bühnenfassung für Zuschauer ab 4 Jahren zwei Kuscheltiere zugesellt, die höchst leibhaftig agieren dürfen.

Bei der Premiere des von Birgit Bockmann mit Humor und Liebe zum Detail inszenierten Märchenklassikers avancierten die beiden Haustiere am Samstag schnell zu Publikumslieblingen – neben Nikita Heimann, der seinen schwarzen Frack mit katzenhafter Geschmeidigkeit würdevoll spazieren trug, hatte ein hechelnd herumstolpernder Severin Staack im Handumdrehen die Lacher auf seiner Seite.

Mit ihren tierischen Rollen nicht genug, in denen sie sich unter anderem zu schmissigen Dixieland-Klängen kabbeln und kloppen dürfen (Musik: Wolfgang Hamann), gefielen sie auch als Witze erzählende Brote, die in Frau Holles Märchenwelt aus dem heißen Ofen befreit werden wollen. Als dickwanstig ausgepolsterte rote Äpfel (Kostüme: Sandra Lengfeld-Storm / Conny Tappe), die vom sprechenden Baum gepflückt werden wollen, trällern sie im Stile der Comedian Harmonists nach der Melodie von Mein kleiner grüner Kaktus ein witziges Apfelliedchen. Und in den kurzen Umbaupausen, in denen die Bühne von Rainer Kühn vom Kinderzimmer in ein Märchenland verwandelt wird, übernehmen sie außerdem den Part des Erzählers und glänzen nebenbei als Pausenclowns – Chapeau!

Auch die eigentlichen Protagonisten machten ihre Sache gut. Karlotta Lorenzen schuftet als grundgute Goldmarie ergeben lächelnd für die zickige Stiefmutter (Gaby Hoffmann) und wagt nur verstohlen ein genervtes Augenrollen, wenn die Auftragslage gar zu absurd wird. Um so strahlender hilft sie der schusseligen Frau Holle (Gaby Hoffmann), die sehr zur Freude der älteren Kinder alles verwechselt und das Mädchen etwa darum bittet, den Garten zu waschen und die Wäsche umzugraben.

Lian Alipour hat sichtlich Freude an der Figur der verzogenen, faulen Stiefschwester, der das Wort „Arbeit“ rein physisch nicht über die Lippen will. Mit einer Schlafbrille über den Augen nutzt sie jede Gelegenheit, ein Nickerchen zu machen. Als sie widerwillig bei Frau Holle anrückt, um wie die Schwester mit einem güldenen Kleid für ihre Dienste belohnt zu werden, schafft sie es nicht, die Aufträge der Verwechslungskünstlerin zu entschlüsseln. Entsprechend wird die Suppe gespült und der Fußboden gekocht – und die „Entlohnung“ gerät zur glatten Katastrophe. Was für ein Spaß! Großer Applaus von vielen kleinen Zuschauerhänden.

Von Sabine Tholund

Artikel veröffentlicht: Montag, 25.11.2019 in den Kieler Nachrichten
Foto: Imke Noack

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