Fro Müller und die wilden Eltern

NB Kiel In der Presse, shz.de

Die Niederdeutsche Bühne zeigt ab sofort die bekannte Komödie, in der ungnädige Eltern die Lehrerin abschießen wollen. „Fro Müller mutt weg“ heißt es jetzt op Platt. Das Ensemble überzeugt bei dieser überzogenen, aber nicht unrealistischen Anmache im Klassenzimmer. – Quelle: https://www.shz.de/18807971 ©2018

Vom 14.01.2018 aus der Redaktion des shz

Kiel. Das Klima in der Klasse ist unruhig. In Klassenarbeiten hagelt es schlechte Noten. Schuld ist natürlich die Lehrerin. Da sind sich die Eltern sicher. Und weil das entscheidende Halbjahreszeugnis kurz bevor steht, muss gehandelt werden: „Fro Müller mutt weg“, heißt es aktuell an der Niederdeutschen Bühne Kiel, wo die Geschichte von Lutz Hübner jetzt erfolgreich Premiere feierte.

So bekannt wie das Problem mit Helikopter-Eltern, die eher um die Karriere ihrer Kinder besorgt sind als um ihr Wohl, ist auch das Stück. Vor allem durch den Kinofilm wurde die Handlung um Frau Müller 2015 bundesweit bekannt. Jetzt wird die pädagogische Kompetenz also op Platt in Frage gestellt. Das funktioniert gut: Karen Dietmair inszeniert ein sehr unterhaltsames Schauspiel mit ernsten und lustigen Momenten. „Frau Müller mutt weg“ ist eine Komödie mit deutlicher Gesellschaftskritik.

Bevor es so richtig zur Sache geht, versammeln sich die Eltern im Klassenzimmer (Bühnenbild Rainer Kühn), um ihre Strategie festzulegen. Elternsprecherin Jessica (Silke Broxtermann) trichtert allen ein, dass es ganz schnell gehen muss, damit Frau Müller (Karen Ehlers) keine Chance hat, sich rauszureden. Die Liste mit den Unterschriften fast aller Eltern hat sie griffbereit. Hinter ihr stehen das Ehepaar Jensen (Jana Brehmer und Andreas Oswald), Wolf Hellberg (Rüdiger Petersen) und Katja Gercken (Tina Kliemann). Eine beispielhafte Gruppe spannender Charaktere: die gradlinige Karrierefrau, die besorgte Mutti, der pragmatische Macho, der hippelige Choleriker und die verständnisvolle Diplomatin – das perfekte Personal für eine Katastrophe.

Lehrerin Müller hört sich zunächst an, was ihr vorgeworfen wird. Doch dann öffnet sie den Eltern die Augen: Die Kinder sind nicht die Musterschüler, für die die Eltern sie halten. Schmerzhafte Papierkügelchen, gefälschte Entschuldigungen und ADS – Frau Müller hat in der Klasse eigentlich schon mit genug Dingen zu kämpfen. Jetzt machen also auch noch die Eltern ihr das Leben schwer, die Situation eskaliert. Das unterhält gut (Bestnoten für alle Beteiligten) und gibt zu denken. *

Von Udo Carstens
©2018

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