Zum Teambuilding am Wochenende mit seinen Kollegen auf Bootstour zu gehen, ist nicht gerade die Wunschvorstellung der vier Protagonisten im Stück „Werner sien Insel“. An der Niederdeutschen Bühne Kiel feierte die pointierte, satirische Komödie des Briten Tim Firth am Sonnabend ihre Premiere.
vom 12.01.2025, 15.00 Uhr aus der Redaktion der Kieler Nachrichten
VON BEATE JÄNICKE, Foto: Imke Noack
Kiel. Eigentlich wollten sie doch nur das nächste Level erreichen, um bei der Teambuilding-Maßnahme ihrer Firma am Ende zu glänzen. Vier Angestellte aus dem mittleren Management am Wochenende auf einer verordneten Bootstour. Doch dann versenken sie erst ihr Boot und stranden anschließend auf einem nebligen Eiland. „Werner sien Insel“, heißt das Stück (Niederdeutsch von Frank Grupe und Nora Schumacher), das an der Niederdeutschen Bühne Kiel am Sonnabend seine Premiere feierte.
Die Kieler Version des britischen Erfolgsstücks „Neville´s Island“ macht Spaß
Das Original „Neville´s Island“ (1992) stammt vom Briten Tim Firth und fuhr auf der Bühne und auch verfilmt Erfolge ein. Warum, ist schnell klar, denn auch die hiesige Version der satirischen Komödie macht viel Spaß. Dass sich in Kiel statt vier Männern zwei Männer und zwei Frauen in der gar nicht so abgelegenen Wildnis durchschlagen müssen, passt wunderbar.
Alle vier sind vom Leben etwas angezählte Charaktere. Da ist besagter Werner, von den anderen zum „Kapitän“ der Bootstour gewählt und mit der Aufgabe heillos überfordert. Christian Fricke spielt ihn mäandernd zwischen ungelenken Versuchen, die Führung zu übernehmen, und dem Streben nach allseitiger Harmonie. Dabei ist die einzige, die sich bemüht, seinen Anweisungen zu folgen, sowieso Kollegin Julia. Jana Brehmer gibt sie als angepasstes Musterexemplar. Etwas naiv, aber immer bereit, das Richtige zu tun.
Regisseurin Karen Dietmair holt die Komik nach vorne, lässt aber auch mal Stille zu
Ganz anders drauf ist Anne Rohde als Denise, ehemalige Lageristin, die sich ganz nach oben gekämpft hat und jetzt gegen alles und jeden stänkert. Jede Menge sarkastischer Sprüche hat Autor Firth dieser Figur in den Mund gelegt. Anne Rohde platziert sie mit cooler Miene, wird dabei aber zunehmend garstiger. Während der Vierte im Bunde, Paul, nach einem Zusammenbruch nur noch Interesse fürs Vogelbeobachten und seine Religion zu haben scheint. Ulli Thode balanciert ihn aus zwischen Kauzigkeit und verletzter Seele.
Regisseurin Karen Dietmair holt die Komik des Stücks weit nach vorn, in den Dialogen genauso wie in der einen oder anderen Slapstick-Einlage. Aber sie lässt auch die dunklen Seiten ihrer Figuren aufscheinen und mal eine Szene ohne Pointe und in Stille enden. Das geradezu malerische Bühnenbild von Rainer Kühn schafft für all das eine tolle Kulisse. Einzig die Verständlichkeit der Dialoge bis in die hinteren Reihen könnte noch etwas besser sein. Dem Publikum gefiel es, viel Applaus für eine tolle Ensembleleistung.
KN
Lesen Sie den ganzen Artikel, veröffentlicht: Sonntag, 12.01.2025 in den Kieler Nachrichten.
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